Fischverzehr ist praktizierter Klimaschutz
Nachhaltiger Fischkonsum entlastet das Klima und schützt die Meere
„Fisch spielt eine Schlüsselrolle, wenn es um umweltbewusste Ernährung und Klimaschutz geht“, sagt Dr. Stefan Meyer, Geschäftsführer des Fisch-Informationszentrums e.V. (FIZ) in Hamburg. Dabei bezieht sich der Meeresbiologe auf verschiedene Studien sowie den aktuellen Bericht der Welternährungsorganisation (FAO). Durch den Verzehr von Fisch können deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher ihren CO₂-Fußabdruck deutlich reduzieren und gleichzeitig die Ozeane schützen. Denn das Angebot an nachhaltig gefangenem oder gezüchtetem Fisch im deutschen Handel bietet eine klimafreundliche und gesunde Alternative zu Fleisch, dessen Produktion deutlich höhere Treibhausgasemissionen verursacht.
Ein weit verbreiteter Irrglaube besagt, dass unsere Weltmeere zu 90 Prozent überfischt seien. Die Zahl beruht auf einer Fehlinterpretation eines Berichts der Welternährungsorganisation (FAO), die bereits seit den 70er-Jahren jedes Jahr den Zustand der 445 wichtigsten Fischbestände unter die Lupe nimmt. Fakt ist, dass bei der Beurteilung der Bestände zwischen sogenannten unternutzten (12 Prozent), maximal nachhaltig befischten (50 Prozent) und überfischten (38 Prozent) Beständen unterschieden wird. Folglich lautet die richtige Antwort auf die Frage, wie viele Fischbestände auf der Welt nachhaltig genutzt werden: 62 Prozent. Wenn man das Angebot in Deutschland genauer betrachtet, sieht die Statistik sogar noch besser aus: Schätzungen zufolge beträgt der Anteil von nachhaltigem Meeresfisch im deutschen Markt deutlich über 80 Prozent.
Aquakultur: Ein wachsender Beitrag zur nachhaltigen Fischversorgung
Was viele nicht wissen: Die Fische oder auch Krebse, Weichtiere & Co. auf unseren Tellern stammen heute nicht mehr nur aus Wildbeständen, sondern zu mehr als der Hälfte aus Fischzucht – sogenannter Aquakultur. Gerade die in Deutschland beliebten Lachse und Garnelen werden bis zu 90 Prozent so gezüchtet. Das entlastet die weltweiten Fischbestände, weil für einen Großteil der Aquakulturen kein Meeresfisch verbraucht wird. Zusätzlich schneiden Aquakulturen bei der Bewertung ihrer Nachhaltigkeit auch in anderen Kategorien überdurchschnittlich gut ab, denn sie lassen sich mit klimafreundlicher Energie betreiben und nutzen nur geringe Mengen an Trinkwasser und Landfläche. Das alles trägt zu einer erheblichen Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei.
Was hat Fischkonsum mit Klimaschutz zu tun?
Jede Form von Lebensmittelproduktion verursacht einen Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen. Durch die eigenen Ernährungsgewohnheiten kann jeder einen Beitrag dazu leisten, diese Emissionen zu reduzieren. Unter anderem aus diesem Grund empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), den Konsum von Fleisch zu reduzieren und stattdessen mehr pflanzliche Nahrung zu essen. Oft wird dabei aber vergessen, dass auch Fisch und Meeresfrüchte eine sehr gute Klimabilanz aufweisen. Laut einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) verursachen zum Beispiel der Fang und die Verarbeitung von 1 kg Hering in der Nordsee weniger als 1 kg CO₂-Emissionen. Zum Vergleich: Der Wert für Hähnchenfleisch liegt bei 5,5 kg CO₂ und für Rindfleisch sogar bei 13,6 kg CO₂! Hering schneidet so gut ab, weil die Fischerei sehr energieeffizient ist. Ähnliches gilt auch für andere Meeresfischereien und Aquakulturen, die im Durchschnitt zwischen 2 und 5 kg CO₂ pro kg Lebensmittel liegen.
Auf den Punkt: Fünf Gründe, warum wir öfter Fisch statt Fleisch essen sollten:
- Fischbeständen geht es besser als gedacht: Schätzungsweise acht von zehn Meeresfischen im deutschen Markt werden heute schon nachhaltig gefangen. Diese Zahl kann nur steigen, wenn Deutschland weiterhin nachhaltigen Fisch kauft.
- Weniger CO₂-Emissionen: Fisch, insbesondere aus nachhaltiger Fischerei und Aquakultur, verursacht deutlich weniger CO₂ als an Land produziertes tierisches Protein. Fun fact: Einzig Protein aus Insekten kann in Sachen CO₂-Fußabdruck mit Fisch & Co. mithalten.
- Gesunde Nährstoffdichte: Fisch und Meeresfrüchte liefern einen hohen Gehalt an essenziellen Nährstoffen wie hochwertigem Protein, Jod und Omega-3-Fettsäuren. Man braucht deutlich größere Mengen anderer Lebensmittel, um die gleichen wertvollen Inhaltsstoffe aufzunehmen. Auch das kann wieder zu einem größeren ökologischen Fußabdruck führen.
- Fleischkonsum reduzieren: Wer sich dazu entschließt, ein- bis zweimal pro Woche eine Portion Fleisch durch Fisch zu ersetzen, kann seinen CO₂-Fußabdruck deutlich senken, ohne seine ganze Ernährung umstellen zu müssen.
- Nachhaltig einkaufen: Nachhaltige Fischprodukte sind in Deutschland häufig mit einem Siegel gekennzeichnet. Das erleichtert die Auswahl und die Angebotsvielfalt ist groß. So findet man für jeden Geschmack ein nachhaltiges Produkt.
Dr. Stefan Meyer betont: „Deutschland liegt in Sachen nachhaltiger Fischerei im weltweiten Vergleich weit vorn. Verbraucherinnen und Verbraucher wollen mit ihrem Einkauf einen Beitrag zu Meeres- und Klimaschutz leisten“. Nutze also beim nächsten Einkauf Deine Kaufkraft, um Deinen CO₂-Fußabdruck zu verkleinern und gleichzeitig etwas für den Schutz der Meere zu tun!