Fischlexikon: Aal
(Anguilla anguilla)
Kurzbeschreibung
Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist ein langgestreckter, schlangenförmiger Wanderfisch, der sowohl im Süß- als auch im Salzwasser lebt. Er ist bekannt für seine außergewöhnliche Lebensweise und Fortpflanzungsstrategie: Denn Aale durchlaufen im Laufe ihres Lebens mehrere Entwicklungsstadien und legen dabei tausende Kilometer zurück – ein weltweit einzigartiges Phänomen im Tierreich.
Verbreitungsgebiet & Lebensraum
- Verbreitung: Flüsse, Seen und Küstengewässer Europas und Nordafrikas – von Skandinavien bis zum Mittelmeerraum
- Lebensraum: Als Jungtier und Erwachsener lebt der Aal in Süßgewässern, bevorzugt langsam fließende Flüsse, Seen und Kanäle mit schlammigem Grund und reichem Pflanzenbewuchs, einige bleiben auch in den brackigen Küstenbereichen; für die Fortpflanzung wandert er ins offene Meer (Sargassosee im Westatlantik)
- Verhalten: Nachtaktiver Einzelgänger, tagsüber verborgen in Höhlen oder unter Steinen; ernährt sich als Allesfresser von Würmern, Insektenlarven, kleinen Fischen, Krebstieren und Aas; er hat eine bemerkenswerte Wanderfähigkeit, und zwar auch über Land bei feuchtem Untergrund!
Merkmale
- Aussehen: Langer, schlangenartiger Körper mit kleinen Schuppen, schleimiger Haut und einer durchgehenden Rücken-, Schwanz- und Afterflosse; Farbe, Augen- und Kiefergröße variieren je nach Lebensphase
- Größe: Im Durchschnitt 50–80 cm (weibliche Tiere oft bis 1 m), selten bis 1,5 m
- Gewicht: Typischerweise 1–2 kg, größere Exemplare bis zu 6 kg
- Besonderheit: Lebenszyklus mit mehreren Metamorphosen (Weidenblatt-Larven, Glasaal, Gelbaal, Blankaal); Wanderung von europäischen Binnengewässern bis zur Sargassosee zur Fortpflanzung; stirbt nach dem Laichen
Fortpflanzung
- Laichzeit: Winter bis Frühjahr (in der Sargassosee, genaue Zeitpunkte sind unbekannt)
- Eiablage und Brut: Weibchen legen mehrere Millionen Eier im offenen Meer ab
- Entwicklung: Die geschlüpften Aale driften mehrere Jahre als weidenblattförmige Larven (Leptocephalus) mit den nordatlantischen Strömungssystemen an die europäischen und nordafrikanischen Küsten, wandeln sich dort zu durchsichtigen Glasaalen um; wandern in Süßgewässer ein (einige bleiben im Brackwasser), entwickeln sich zu Gelbaalen und später zu laichbereiten Blankaalen, die den Rückweg zur Sargassosee antreten
Wissenswertes
Der Europäische Aal gilt als stark gefährdet. Ursachen sind Turbinen von Wasserkraft- und Pumpanlagen, Verschlechterung bzw. Verlust des Lebensraumes,Überfischung, Wanderhindernisse (z. B. Wehre), Umweltverschmutzung, Krankheiten, Parasiten und Klimawandel.
Aale spielen seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle in der europäischen Fischereikultur, insbesondere in Norddeutschland, den Niederlanden und Skandinavien. Ihr Lebenszyklus fasziniert Wissenschaft und Öffentlichkeit gleichermaßen –und die künstliche Reproduktion des Europäischen Aals ist Ziel verschiedener Studien. Bislang wurde aber nur der erfolgreiche Schlupf gesunder Larven mit der Lebensdauer einiger Tage erreicht. Jeder Aal im Handel ist daher noch immer ein Wildfang, entweder als fertiger Aal, oder als Glasaal der anschließend in einer Anlage gemästet wurde.
Kulinarische Verwendung
- Geschmack und Textur: Fettiges, aromatisches Fleisch mit intensiver, würziger Note
- Zubereitungsarten:
– Geräuchert (besonders beliebt in Norddeutschland und den Niederlanden)
– Gebraten oder gegrillt
– In Gelee oder Aspik eingelegt
– In Eintöpfen und Aalsuppen
– Japanische Küche: als „Unagi“ auf Sushi oder gegrillt mit süßer Soße