Das Fisch-Informationszentrum e. V. rät Verbraucherinnen und Verbrauchern dringend ab, sich beim Fischeinkauf zu Ostern am Fischratgeber der Verbraucherzentrale Hamburg zu orientieren. Die Kaufempfehlungen der Verbraucherschützer scheitern an wissenschaftlichen Maßstäben und ihren eigenen Bewertungskriterien.

 

Kurz vor Ostern planen viele Verbraucherinnen und Verbraucher wieder ihren Einkauf für die Karwoche und das Osterfest. Neben Weihnachten zählen diese Tage zu den Absatzhöhepunkten in Deutschland. Gerade zu Ostern wurde im letzten Jahr besonders viel Fisch eingekauft. Der Ostereinkauf führte zu einem um 25 % höheren Absatz als der Jahresdurchschnitt der Einkäufe.

 

Wer den Fischeinkauf nicht nur genussvoll, sondern auch nachhaltig gestalten möchte, sucht sich oft Hilfe bei Institutionen, die sich mit der Materie auskennen sollten, z. B. bei den Verbraucherzentralen. Die Verbraucherzentrale Hamburg (VBZ) hat für alle frei zugänglich einen so genannten Fischratgeber ins Netz gestellt, in dem sie einige Fische, Krebs- und Weichtiere für den Kauf empfiehlt bzw. nicht empfiehlt.

 

Diesen Ratgeber sollten Fischgenießer mit Vorsicht nutzen, da er für einige wichtige Wildfischbestände irreführende Informationen enthält. Für die Bewertung hat die VBZ nicht glaubwürdige wissenschaftliche Daten herangezogen und bewertet, sondern einfach einen Mittelwert der Bewertungen verschiedener Organisationen (u. a. WWF, Monterey Bay Aquarium, Marine Conservation Society) gebildet. Da die zugrunde liegenden Fischführer zum Teil nicht aktuell sind, kommt es zu Ergebnissen, die der wissenschaftlichen Beurteilung widersprechen. So bewertet die VBZ den Nordseehering, laut aktueller Bestandsberechnung des Internationalen Rates für Meeresforschung in gutem Zustand, als „bedingt empfehlenswert“.

 

Andere Empfehlungen lassen sich gar nicht erklären, wie der für die Makrele im Nordost-Atlantik, die als „absolut nicht zu empfehlender Wildfang“ bewertet wird. Dieser Bestand wird in den zugrunde liegenden Fischführern zumeist gut bewertet – zu Recht, denn die Wissenschaft beurteilt ihn als ausreichend groß und nachhaltig befischt. Auf Nachfrage gibt die VBZ an, dass das MSC-Siegel der Makrelenfischereien ja suspendiert wurde, was eine Abwertung rechtfertigen würde. Eine solche Abwertung ist im Beurteilungsschema aber gar nicht vorgesehen, und sie stellt Fischereien, die nachhaltigkeitszertifiziert waren, schlechter als solche, die sich nie um dieses Siegel bemüht haben. Das Siegel wurde suspendiert, weil sich die Fischereinationen nicht auf eine gemeinsame Bewirtschaftung einigen konnten, nicht wegen des Bestandszustandes.

 

Auch atlantoskandischer Hering wird von der VBZ als „nicht empfehlenswert“ eingestuft und damit genauso wie Heringsbestände, die von der Wissenschaft als so klein beurteilt werden, dass sie eine Null-Fang-Empfehlung abgeben musste. Der atlantoskandische Hering ist dagegen nach wissenschaftlicher Einschätzung im grünen Bereich, lediglich der Fischereidruck ist zu hoch. Der WWF-Fischführer bewertet den Bestand grün, die anderen Umweltverbände gar nicht.

 

Interessierte Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich für vertrauenswürdige Informationen an die Expertise ihrer Fischhändler halten oder unabhängige Quellen wie z. B. www.fischbestaende-online.de und www.aquakulturinfo.de nutzen.

 

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Fisch-Informationszentrum e. V./Dr. Matthias Keller
Große Elbstraße 133, 22767 Hamburg
Tel.: 040 / 389 25 97; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!