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Fischlexikon: Stör

(Acipenser spp.)

Stör: Illustration des Fischs im Aquarell-Stil

Kurzbeschreibung

Störe sind urtümliche Knochenfische mit charakteristischem äußeren Erscheinungsbild. Sie zählen zu den ältesten heute noch lebenden Fischarten. Es gibt weltweit mehrere Störarten, von denen einige in Europa heimisch oder durch Aquakultur verbreitet sind. In Europa ist insbesondere der Atlantische Stör (Acipenser sturio) von historischer Bedeutung, während der Sibirische Stör (A. baerii), der Russische Stör (A. gueldenstaedtii) und der Beluga-Stör/Hausen (Huso huso) heute vorrangig in der Aquakultur gehalten werden – insbesondere zur Kaviarproduktion.

Verbreitungsgebiet & Lebensraum

  • Verbreitung (je nach Art unterschiedlich weit): Flusssysteme, Küstengewässer und Seen Europas, Asiens und Nordamerikas; selten auch Nord- und Ostsee sowie große Flüsse wie Rhein, Elbe und Donau
  • Lebensraum: Wanderfisch zwischen Süß- und Salzwasser; lebt bevorzugt in tiefen Flüssen, Seen und küstennahen Meereszonen mit weichem Grund
  • Verhalten: Langlebige Einzelgänger; wanderfreudig, mit ausgeprägten Laichwanderungen; Bodenbewohner mit nächtlicher Nahrungssuche

Merkmale

  • Aussehen: Langgestreckter Körper mit fünf Reihen knorpeliger Knochenschilde, verlängertem Rostrum (schnabelartig verlängerter, vorderer Teil des Kopfes), unterständigem vorstülpbarem Maul mit fleischigen Lippen, davor eine Querreihe von vier Bartfäden; keine Schuppen
  • Größe: Je nach Art zwischen 1 und 6 m; Atlantischer Stör bis über 5 m, Beluga-Stör sogar bis 8 m
  • Gewicht: Je nach Art von 10 kg bis über 1.000 kg (Beluga)
  • Besonderheit: Extrem langsames Wachstum und sehr späte Geschlechtsreife (erst mit 10–20 Jahren); älteste bekannte Exemplare sind mehr als 100 Jahre alt

Fortpflanzung

  • Laichzeit: Frühjahr bis Frühsommer (je nach Temperatur und Wasserstand)
  • Eiablage und Brut: Weibchen legen mehrere Hunderttausend bis Millionen Eier im kiesigen Flussbett ab
  • Entwicklung: Bei einigen Arten bleiben die Jungfische zunächst im Süßwasser und wandern später ins Meer ab; bei rein süßwasserbewohnenden Zuchtarten (z. B. A. baerii) findet die gesamte Entwicklung im Binnengewässer statt

Wissenswertes

Störe gehören zu den ältesten Wirbeltieren der Erde und haben sich seit über 200 Millionen Jahren kaum verändert. Der Atlantische Stör war einst in vielen großen Flüssen Europas weit verbreitet und galt aufgrund seines Fleisches und Kaviars als besonders wertvoller Speisefisch – häufig dem Adel vorbehalten. Er spielte über Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in der europäischen Fischereikultur. Durch Überfischung, Gewässerverbau und Umweltverschmutzung verschwand er jedoch fast vollständig. Heute gilt er als Symbolart für den Artenschutz und wird in Projekten wie der Wiederansiedlung in Elbe und Oder gezielt gefördert. Die meisten Störe stammen heute aus kontrollierter Aquakultur, vor allem zur nachhaltigen Kaviarproduktion.


Kulinarische Verwendung

  • Geschmack und Textur: Das Fleisch ist hell, zart und fettarm mit einem milden, leicht nussigen Geschmack
  • Zubereitungsarten:
    – Gedämpft oder pochiert in feinen Saucen
    – Geräuchert (vor allem in osteuropäischen Ländern beliebt)
    – Als Kaviar (aus den gereiften Rogen weiblicher Tiere)
    – In der gehobenen Gastronomie auch als Terrine oder Tatar